Hoher Heizölverbrauch trotz stagnierender Gesamtenergiemenge

  • Hallo,

    ich versuche meine Nebenkostenabrechnung 2020 nachzuvollziehen und vergleiche diese mit dem Jahr 2019.

    Das Mehrfamilienhaus mit 5 Parteien in dem ich wohne, hat laut Abrechnung 2020, rund 2000 Liter mehr Heizöl verbraucht als im Jahr 2019.

    Der Verbrauch pro qm ist von 7,38 Liter auf 12,2 Liter angestiegen, was in der Umrechnung zu einem deutlich höheren Preis pro Einheit führt.

    Das mag coronabedingt alles möglich sein, aber mich irritieren die Angaben zur verbrauchten Gesamtenergie für das ganze Haus.

    Diese sind mit 29447,000 kWh gegenüber 29916,000 kWh im Jahr 2019 sogar leicht gesunken.

    Ich habe Mühe die Relation zwischen verbrauchtem Heizöl und der Gesamtenergie zu verstehen. Bei 2000 Liter Mehrverbrauch, hätte ich einen deutlich höheren Gesamtenergieverbrauch erwartet. Ist diese Beziehung nicht +/- linear?

    Die Hausverwaltung konnte mir das nicht erklären und ich höre immer wieder, dass die Wert "schon richtig" abgelesen wurden und die NK stimmt.

    Das mag auch so sein, aber ich würde gerne meine eigene Abrechnung verstehen.

    Wer kann mir die Mechanik erklären, wie es trotz dieses hohen Heizölverbrauchs, zu einer stagnierenden Gesamtenergiemenge kommen kann?

    Die relevanten Teile der NK 2020 und 2019 hänge ich hier an.

    Vielen Dank.

  • Ich würde behaupten, dass in 2019 eine Heizöl Lieferung in der Abrechnung vergessen wurde zugunsten der Mieter. Das ist die für mich einzig logische Erklärung.

    Ganz korrekt ist die Abrechnung aber nicht. Um den Anteil der Warmwasserkosten zu ermitteln, wurde die Summe der Zählerwerte in den Wohnungen (19897 kWh) genommen und daraus die Gesamtenergiemenge gebildet. Richtig müsste man aber die Energiemenge des Heizöl ansetzen. Mit dem Heizwert von Öl umgerechnet sind das 51000 kWh, was dann ein Verhältnis von 18,72% bzw. 860,72€ für die Warmwasser Erwärmung macht. Allerdings reduzieren sich damit die Gesamtkosten nicht wirklich, denn was der Warmwasseranteil weniger ist, ist dafür der Heizungsanteil dann mehr. Es wird keinen großen Unterschied machen, wenn du es zuende rechnest.

  • Vielen Dank Fruggel

    Die Abrechnung 2018 ist der von 2019 sehr ähnlich. Ist es aus deiner Sicht ausgeschlossen, dass die 2020 Abrechnung falsch ist, bzw. erscheint dir diese isoliert betrachtet plausibel?

    Sind ~3000 Liter Heizöl zu 29916,000 kWh im Jahr 2019 nicht plausibler als 5100 Liter Heizöl zu 29447,000 kWh in 2020?

    Mache ich einen Gedankenfehler, wenn ich von ~10 kWh pro 1 Liter Heizöl ausgehe und annehme, dass die verbrauchte Gesamtenergie mit der verbrauchten Menge Heizöl korreliert? Dürfte ich denn dort nicht einen Wert in Richtung von ~51.000 kWh erwarten? Ich habe da noch einen Knoten im Kopf.

    Gibt es denn keine "grobe" Faustformel, wie ich diese Abrechnung (entweder 2019 oder 2020) auf Plausibilität prüfen kann?
    Meine Nebenkosten summieren sich auf ~190€/Monat für 74qm und Single-Haushalt. 2018/2019 lagen diese noch bei ~160€/Monat, weshalb ich überhaupt erst begonnen habe, die NK zu prüfen.

    Danke.

    PS: Danke auch für den Hinweis zu den Warmwasserkosten.

  • Sind ~3000 Liter Heizöl zu 29916,000 kWh im Jahr 2019 nicht plausibler als 5100 Liter Heizöl zu 29447,000 kWh in 2020?

    Plausibel ist das falsche Wort, es passt halt nicht zusammen im Verhältnis. Deshalb meine Annahme, dass in 2019 etwas vergessen wurde.

    Dürfte ich denn dort nicht einen Wert in Richtung von ~51.000 kWh erwarten?

    Nein, auf keinen Fall. Kilowattstunde ist nicht gleich Kilowattstunde. Das wäre der sprichwörtliche Vergleich von Birnen und Äpfeln. Du würdest ja auch nicht 1000 kWh Strom mit 1000 kWh Heizöl vergleichen wollen. Und bis die Wärme in der Wohnung ist, entstehen ja auch Verluste in der Heizanlage und den Leitungen.

    Gibt es denn keine "grobe" Faustformel, wie ich diese Abrechnung (entweder 2019 oder 2020) auf Plausibilität prüfen kann?

    Nein, es gibt zu viele Faktoren, die man anschauen muss. Und die Abrechnung entspricht bis auf den einen erwähnten Punkt ja auch den Regeln der Heizkostenverordnung (bezogen auf den Teil, den du gezeigt hast). Du kannst aber einen Termin beim Vermieter machen, und dir die Belege zeigen lassen, insbesondere die der Heizölrechnungen. Das steht jedem Mieter zu.

    Die Kosten sind laut Statistik des Deutschen Mieterbundes bei 3,12€ je m² im Monat inkl. Heizkosten bei bundesweitem Durchschnitt. Das wäre auf deine Größe umgerechnet 230€. Insofern liegst du noch völlig im normalen Bereich.

  • Das macht für mich so weit Sinn. Nochmals vielen Dank Fruggel

    Einzig wäre noch die Frage, was für dich das Indiz dafür ist, dass 2019 etwas vergessen wurde und nicht andersherum. Ist es, weil die gemessene Gesamtenergie in 2019 für ~3000 Liter Heizöl fast schon wieder zu hoch ist, oder woran erkennst du das?

    Ich werde auf jeden Fall noch die Belege für 2019 und 2020 anfordern. Dann habe ich wenigstens etwas gelernt und etwas mehr Sicherheit, dass alles korrekt abläuft.

  • Es gab in 2019 laut Abrechnung überhaupt keine Tankbefüllungen. Da hat der Bestand aus 2018 ausgereicht, ohne dass man nachtanken musste. Weniger geht also nicht. Deshalb ist das die einzig logische Vermutung.

    Für 2019 muss dir der Vermieter keine Belege mehr zeigen. Denn die Frist, in der man als Mieter Einwände geltend machen kann, ist 12 Monate ab Erhalt der Abrechnung. Danach ist es verwirkt. Daher muss der vermieter danach auch nichts mehr belegen.

  • Vielen Dank Fruggel !

    Ich habe die Belege für 2020 angefordert und mit der Firma telefoniert, welche die Wartung der Heizung macht. Diese ist in Ordnung und auch dort konnte man sich die 2000 Liter Unterschied nicht erklären. Deine Vermutung ist nach wie vor die plausibelste.

    Ich werde die Abrechnung 2021 nochmal sehr genau prüfen. Evtl. bestätigt sich dann alles.

    Nochmals herzlichen Dank für die schnelle und fachkundige Hilfe. Alles Gute!