Gebäudeversicherung ist in vier Jahren gestiegen

  • Hallo liebe Experten,

    Ich wohne seit 20 Jahren in einen 16 Parteienhaus. Nun habe ich meine Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2023 erhalten und muss 230 Euro nachzahlen.
    Nach genauer Überprüfung ist mir aufgefallen, dass die Gebäudeversicherung in den Abrechnungszeiträumen 2020-2023 um 133,83 % gestiegen ist. Im Abrechnungszeitraum
    2022 - 2023 Betrug die Steigerung 33,82 %. Mir ist bekannt das die Gebäudeversicherer ihre Beiträge im Jahr 2023 wegen gestiegener Kosten stark
    angehoben haben, aber die durchnittliche Steigerung liegt bei 15%.

    Meine Frage ist, muss der Vermieter nicht das Betriebskosten Wirtschaftlichkeitsprinzip (BGB §556 Abs. 3)
    anwenden und die Gebäudeversicherung gegen eine günstigere wechseln ?
    Was kann ich jetzt als Mieter tun ?

    Vielen Dank

  • Meine Frage ist, muss der Vermieter nicht das Betriebskosten Wirtschaftlichkeitsprinzip (BGB §556 Abs. 3)
    anwenden und die Gebäudeversicherung gegen eine günstigere wechseln ?

    Meiner Erfahrung nach gibt es zwar Unterschiede in den Beiträgen bei verschiedenen Versicherungen, aber keine so krassen, dass das 100 % ausmachen würde. Ich denke eher, dass der Vermieter zusätzliche Bausteine wie Elementarversicherung, Glasversicherung, Entfall einer Selbstbeteiligung o.ä. zusätzlich vereinbart hat, was die Kosten deutlich steigert.

    Was kann ich jetzt als Mieter tun ?

    Du müsstest dir die Police genau anschauen und selbst vergleichen, was aber oftmals gar nicht so einfach ist. Ich würde eher schauen, ob es eine plausible Erklärung für die Steigerung gibt wie oben beschrieben, d.h. wenn der Versicherungsumfang geändert wurde. Der Vermieter darf aber eine "Rundum-Sorglos" - Versicherung abschließen und muss nicht aus Kostengründen einen Selbstbehalt oder Verzicht auf Bausteine abschließen.

  • Hallo Schweinchenfan,

    danke für die schnelle Antwort.

    Ich werde meinen Vermieter jetzt per e-mail kontaktieren, werde berichten was er mir antwortet.

    Allerdings ist es schon seltsam das es in den letzten 4 Jahren eine jährliche Steigerung von 33,25 % gegeben hat. Mein Vermieter wird doch nicht jedes Jahr den Versicherungsumfang ändern. Aber wie gesagt ich werde berichten was der Vermieter mir antwortet.

    Vielen Dank

  • Allerdings ist es schon seltsam das es in den letzten 4 Jahren eine jährliche Steigerung von 33,25 % gegeben hat. Mein Vermieter wird doch nicht jedes Jahr den Versicherungsumfang ändern.

    Du hattest ja nicht konkret geschrieben, wie sich diese Erhöhung verteilt. Hier hilft nur die Einsicht in die Belege. Es gibt schon Fälle, wo Versicherungen ein verändertes Konstrukt "anbieten", was dann erheblich teurer ist, weil es einige angebliche Mehrleistungen bietet (und seien es nur erhöhte Leistungssummen bei den einzelnen Posten) beeinhaltet. Das nicht anzunehmen bedeutet die Kündigung durch die Versicherung. Das kommt auch nicht jährlich vor, aber wäre ein weiterer möglicher Punkt, der zu erheblichen Kostensteigerungen führen kann.

    Ansonsten - unsere Wohngebäudeversicherung hatte sich auch von 2019 (Übernahme Haus) von 1000 € im Jahr auf fast 2000 € letztes Jahr erhöht und das, obwohl wir sogar Leistungen rausgenommen haben, z.B. Gewässerschadenhaftpflicht nach dem Ausbau der Ölheizung. Ein großer Teil des Anstiegs kam allein durch die Erhöhung des Versicherungswertes (= Wiederherstellungskosten, d.h. Neubaukosten, die explodiert sind).

    Worauf ich auch hinaus will: es ist jetzt nicht zu erwarten, dass eine andere, namhafte Versicherung nur die Hälfte bei gleichen Leistungen kosten würde. Irgendeine Direktversicherung mit zweifelshafter Leistungsabteilung und ohne Ansprechpartner kann man vom Vermieter nicht verlangen. Wir haben auch die Versicherung gewechselt und letztlich ging es da um +- 10% bei den Beiträgen, wenn man den Leistungsumfang berücksichtigt. Natürlich ist das auch Geld, aber keine 130%.

  • Hallo Schweinchenfan,

    danke für die zusätzlichen Informationen das ist sehr hilfreich für mich.

    Hier nochḿal die Verteilung der Erhöhungen in den letzten 3 Jahren.


    2020 hatte ich noch 254,29 gezahlt
    2021 dann 351,11 Steigerung 38,07 %
    2022 dann 444,34 Steigerung 26,55 %
    2023 dann 594,61 Steigerung 33,82 %

    Gesamtunterschied 2020 254,29 2023 594,61 = 133,83 %

    Da der Vermieter die Vorauszahlung auch noch um monatlich 41 Euro erhöht hat.
    Gehe ich davon aus, dass die Steigerung in gleicher höhe so weiter geht bei der Gebäudeversicherung.

    Ich warte jetzt erstmal die Erläuterung des Vermieters ab und verlange dann die Belege.

    Ich werde berichten.

    Vielen dank

  • Hallo liebe Experten,

    Hier ist die Antwort des Vermieters:

    In der verbundenen Gebäudeversicherung sind Gebäude, Gebäudeteile und Zubehör sowie Grundstücksbestandteile gegen unvorhergesehene Schadensfälle, insbesondere Brand, Blitzschlag, Explosion, Leitungswasser, Sturm und Hagel, durch Dritte versichert. Die abgerechneten Kosten wurden über die Gesamtwohnfläche Ihrer Wirtschaftseinheit umgelegt und anschließend über die Wohnfläche Ihrer Mieteinheit abgerechnet.

    Für Kostenveränderungen sind mehrere Faktoren verantwortlich.

    Zum einen sind die Gebäude zum sogenannten gleitenden Neuwert versichert. Das bedeutet, die Versicherungskosten müssen an die sich ändernden Baupreise (u. a. Material- Geräte- und Personalkosten) sowie an die durch zum Beispiel Modernisierungen steigenden Gebäudewerte angepasst werden. Diese Anpassungen erfolgen jährlich und richten sich an den jeweiligen Preisindizes.

    Außerdem richtet sich die Prämie der Versicherung auch nach der Schadensentwicklung. D.h., die Versicherung überprüft, wie sich das Verhältnis zwischen den eingenommenen Versicherungsprämien und den aufgrund von Gebäudeschäden zu erbringenden Versicherungsleistungen entwickelt. Auf dieser Basis werden von der Versicherungsgesellschaft die Prämien für den gesamten bei ihr versicherter Bestand entsprechend angepasst.

    In den letzten Jahren kommt eine starke Zunahme an extremen Wetterlagen (Sturm, Hagel und Überschwemmungen) hinzu.

    Der Wohngebäude-Rahmenvertrag der ... wurde per 01.01.2021 am Markt neu ausgeschrieben, da der alte Vertrag ausgelaufen war. Dabei wurden 9 verschiedene Versicherungsgesellschaften um Abgabe eines Angebotes gebeten. Neben der Westfälischen Provinzial haben lediglich 3 weitere Versicherer ein Angebot abgegeben.

    Alle Angebote hatten gemeinsam, dass aufgrund der gestiegenen Schadensrisiken der vergangenen Jahre (Extremwetter, erhöhte Baukosten) eine deutlich höhere Prämie als zuvor verlangt wurde.

    Die Westfälische ..... hat das beste Angebot abgegeben und erhielt schließlich den Zuschlag.

    Jede Wirtschaftseinheit wird nach ihren individuellen Haftungsrisiken bewertet und einer entsprechenden Prämie zugeordnet.

    Aufgrund der vorgenannten Faktoren hat der Versicherer die Prämien in den Jahren 2021, 2022 und 2023 angepasst. Wir bedauern den Kostenanstieg, sind jedoch verpflichtet für ausreichenden Versicherungsschutz in der von Ihnen bewohnten Wirtschaftseinheit zu sorgen.


    Muss ich das so akzeptieren ?

  • Muss ich das so akzeptieren ?

    Ich denke schon.

    Die Westfälische ..... hat das beste Angebot abgegeben und erhielt schließlich den Zuschlag.

    Anscheinend gab es eine Ausschreibung und man hat das beste Angebot genommen. Was hätte der Vermieter noch besser machen sollen? Auf Leistungen verzichten muss er nicht, er darf die umfassende Absicherung auswählen.

    Wenn es hier um einen Rahmenvertrag geht, habt ihr i.d.R. schon bessere Konditionen als bei einem Einzelvertrag. Wenn bei der Ausschreibung nichts besseres herauskam, wird man wohl dabei bleiben. Jedes Jahr eine neue Ausschreibung kann man wohl eher nicht erwarten, zumal alle Versicherungen erhöht haben. Alle Versicherungen erhöhen anhand dieser Parameter, das ist ganz normal.

    Es wäre evtl. noch interessant, ob der Vertrag zu kündigen ist bzw. zu welchen Konditionen, wenn sie schreiben, der alte Vertrag ist "ausgelaufen". Ggf. kann der Vertrag gar nicht gekündigt werden, wenn nur anhand der Indizes, die alle Versicherungen verwenden, erhöht wird. Dann braucht man sich erst recht keinen Kopf mehr machen.

  • Muss ich mich jetzt auf diese jährlichen Steigerungen einstellen ?

    Das kann wohl keiner seriös sagen, ich denke aber nicht (und hoffe, das Problem betrifft ja jeden von uns), dass solche hohen Anstiege bleiben werden. Zumindest die Baupreise sind zuletzt deutlich weniger gestiegen (Veränderung + ~ 3% zum Vorjahresquartal), die Tendenz der Anstiege ist immer noch fallend. Bis Mitte letzten Jahres waren es meistens ein Plus von 15-20% zum Vorjahresquartal. Das sieht jetzt schon ganz anders aus. Bis 2021, als der Baupreisindex immer so zwischen 0 und 5 % zum Vorjahresquartal gestiegen ist, sind die Preise der Versicherung bei uns halbwegs stabil geblieben. Wenn wir uns wieder in diesen Bereich bewegen, dürften Erhöhungen auch kleiner ausfallen.

    Wie sich die Schadenereignisse und damit die Schadenhöhen bei den Versicherern kann niemand vorhersagen.

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