Guten Morgen,
wir sind Mieter in einer erst 2010 von einem Investor übernommenen Wohnanlage mit etwa 90 Mietparteien. Ich möchte über die NK-Abrechnungen dieses Investors berichten.
Neben vielem Ärger während einer energetischen Sanierung im letzten Jahr, sind auch seit Übernahme die Nebenkostenabrechnungen ständig fehlerhaft. Bei durchlaufend über Jahre nur geringen Nachzahlungen im zweistelligen Bereich und mehrmaligen Nebenkostenerstattungen, erhielten wir im ersten Jahr (Heiligabend gegen Mittag) eine absurd hohe Nachforderung von bis zu 800 Euro pro Wohneinheit (Ein Punkt: Mehrverbrauch an Heizöl von rund 14.000 Litern bei Reduzierung um 126.000 verbrauchten Wärmeeinheiten). Erst nach Einspruch und anwaltlichem Einschreiten wurde die Abrechnung - nach fast einem Jahr - korrigiert. Allerdings ist auch diese nicht fehlerfrei.
Direkt danach erhielten wir eine Ankündigung, dass alle Blocks energetisch saniert werden und die Miete um etwa 100 Euro ansteigt. Beginn innerhalb weniger Tage nach Zustellung der Bekanntmachung, Dach- und Kellerräume sollten innerhalb weniger Tage geräumt sein. Nach Einspruch wurde der Termin verschoben. Während der Sanierung gab es grobe Verstöße gegen die Sicherheit und Sauberkeit auf der Baustelle. Aber nicht einmal vom Bauamt oder der BG erhielten wir als Mieter Hilfe, als uns auch nach Protest die Dachdecker wiederholt auf ungesicherten Wegen und Wiesen den Mörtel und Dachziegel vom Dach vor die Füße warfen (der dort einfach liegen blieb) oder ungesicherte Lasten auf den Aufzügen in 15 Metern Höhe über nicht gekennzeichneten und gesicherten Fußwegen und Hauseingängen unbeaufsichtigt lagerten.
Auch im Folgejahr gab es bei der NK-Abrechnung Fehler. Die Mieter waren aber mittlerweile alle so erschüttert und niedergekämpft, dass wohl kaum jemand groß nachgerechnet hat. Sie fühlten sich schlicht vom Vermieter mit seinem skrupellosen Auftreten überrannt und hilflos. Die Korrektur ist, wir ahnen es schon, wieder nicht frei von Fehlern.
In diesem Jahr ist die Abrechnung für 2013 wieder fehlerhaft – zum dritten Mal in Folge. Speziell wieder die Heizkosten, wo bei einer Einsparung von 25.000 Wärmeeinheiten für etwa 90 abnehmende Parteien diesmal angeblich 17.000 Liter Heizöl mehr verbraucht worden sein sollen. Eine solche Auffälligkeit war ja bereits bei der 2011er Abrechnung bemängelt worden (Bei der Korrekturabrechnung wurde der Restbestand an Öl einfach rechnerisch – aber ungenügend - angehoben). Ein höchst interessanter Aspekt sind die von mir erst jetzt berechneten Literpreise für Heizöl. In all den Jahren lagen die abgerechneten Preise für Heizöl mit maximal 1-2 Cent Abweichung bei den örtlich üblichen Literpreisen des Liefertages. Einer Intuition folgend, habe ich nun recherchiert, dass die zwei letzten Lieferungen des Jahrs 2012, wie auch die ersten beiden Lieferungen des Jahrs 2013 in einem Zeitfenster von etwa 8 Monaten um bis zu 11 Cent vom regionalen Tagespreis zu unseren Ungunsten abweichen und einen in jeder Lieferung identischen Literpreis aufzeigen, der im gesamten Abrechnungszeitraum nirgendwo gefordert wurde (95 Cent).
Weiterhin gibt es ganz offensichtliche Ungenauigkeiten bei der Abrechnung anderer Positionen, wie z.B. dem Wasser. Hier zahlt eine Partei 2,09 Euro pro Einheit, die Nachbarin jedoch 3,89 Euro. Auch gibt es eine Position „Nutzerbezogene Kosten“ in Höhe von fast 150 Euro, die nicht näher aufgeschlüsselt sind. Nicht zuletzt sind die Kosten für Gartenarbeiten um 10.000 Euro gegenüber dem Vorbesitzer gestiegen. Bei faktisch keiner Änderung der Arbeiten. Für das Jahr 2013 werden zwar 10% heraus genommen, aber ab August fanden wegen der Sanierung keinerlei Gartenarbeiten mehr statt, da nach Abholzung der Büsche alle Freiflächen, Wiesen und hausumrandenden Flächen durch Materiallagerung, Gerüste und Baufahrzeuge belegt waren.
Diese Ungenauigkeiten, wie auch die nun vorgenommene Teilung mancher Positionen (Versicherung, Wasser u.a.) auf einzelne Eingänge und Blocks in Form von Änderung der m²-Zahl, haben offensichtlich System, denn nur wenige Mieter haben bislang diese Feinheiten und Fehler erkannt, Einspruch eingelegt oder die Zahlung verweigert. Ganz offensichtlich kalkuliert die Gesellschaft auch ein, dass es kaum Kommunikation unter den Nachbarn gibt und eventuelle Fehler so nicht auffallen. Allein bei der Aktion 2011 hat die Gesellschaft ein gutes Jahr mit den eingezogenen Geldern gearbeitet, Dies dürfte bei bis zu 90 betroffenen Parteien abzüglich der Einsprüche und einer Nachforderung von bis zu 800 Euro sicher eine stolze Summe gewesen sein.
Wie gesagt, auch in diesem Jahr stehen nach einer ganz offensichtlich fehlerhaften Nebenkostenabrechnung wieder absurde Nachforderungen von hunderten von Euro ins Haus. Viele der Mieter werden dies nicht sehen, und der Betrag wird mit der nächsten Miete eingezogen. Schmankerl: Nachdem ich die Abbuchung der Nebenkostenforderung untersagte, kündigte mir der Vermieter die seit Jahrzehnten bestehende Abbuchungsgenehmigung auf. Grund sei, die Buchhaltung könne die Position der Nachforderung aus der Abbuchung nicht herausnehmen. Ich solle in Zukunft die Miete überweisen. Nur: wenn dem Vermieter bekannt ist, dass die Nebenkostenabrechnung grob fehlerhaft ist und zuviel Geld verlangt wird, warum stoppt er den Vorgang nicht gänzlich und überarbeitet erst einmal alle Abrechnungen? Mit welchem Recht zieht er von allen Mietern, die nicht protestieren den falschen Betrag erst ein? Und wie kommt ein verantwortlicher Sachbearbeiter dazu, bei einer mündlich vorgetragenen Beschwerde einer Seniorin aus der Nachbarschaft zu erklären: „Da wird Ihnen der Mieterverein auch nichts nützen.“
Wir haben hier viele Nachbarinnen und Nachbarn, die entweder solche Nebenkostenabrechnungen einfach nicht durchsehen und sich nur über die hohen Kosten ärgern, und solche, die es zwar wissen, aber nach 50 Jahren als Mieter sagen, sie wollen keinen Ärger mit der Gesellschaft. Nur sehr wenige schreiten ein und erheben Einspruch.
Ich wohne hier seit gut 35 Jahren, einige Nachbarn sogar schon seit Bestehen der Siedlung vor 47 Jahren. Bislang hatten wir mit dem Vermieter nur Kontakt, wenn eine Glühlampe gewechselt werden musste oder die Klingel defekt war. Dieser Investor und Eigentümer aus Hannover wurde vor ein paar Jahren als aufgehender Stern am Immobilienmarkt gehandelt. Ich denke jedoch, es ist ein ziemlich gefährlicher Komet, der uns noch zu schaffen machen wird und gewiss als Schlagzeile in den Medien endet. Innerhalb von jetzt knapp 4 Jahren habe ich Emails im dreistelligen Bereich, diversen Schriftverkehr über eine Anwältin, diverse Einsprüche, unzählige Bilder und mehrere Zeitungsartikel in 4 Ordnern archiviert. Die meisten Anwohner sehnen den Tag herbei, wo diese Gesellschaft ihr Geld gezogen hat oder geplatzt ist und die Blocks wieder verkauft. Es muss endlich wider Ruhe in der Nachbarschaft einkehren.