Skinhead als neuen Nachbarn verhindern

  • Guten Morgen Forum,

    folgendes Problem bahnt sich bei uns im Haus gerade an: Seit Anfang Dezember wird eine Wohnung renoviert und soll zum 1. März neu vermietet werden. Fast täglich ist ein Handwerker auf der Baustelle, der wie ein Bilderbuch-Nazi-Skinhead aus den Neunziger-Jahren aussieht. Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln, zutätowiert, Thor-Steinar-Klamotten usw. Zuerst dachte ich, dass er dort der Vorarbeiter oder so wäre, weil er den anderen Handwerkern Anweisung gab. Nachdem wir gestern gesehen haben, dass er mit zwei weiteren Skinheads Kisten und Möbel in die Wohnung trägt, haben wir uns beim Hausverwalter erkundigt und erfahren, dass genau dieser Mensch hier einziehen wird zum nächsten Monatswechsel.

    Das wollen wir als Nachbarn definitiv verhindern. Wir sind ein bunt gemischtes Haus mit 12 Mietparteien und einer bislang guten und aufgeschlossenen Hausgemeinschaft. Hier leben Familien mit kleinen Kindern und gut integrierte Migrant*innen, die sich inzwischen Sorgen machen oder jetzt schon das Treppenhaus meiden, wenn dieser Typ im Haus unterwegs ist. Niemand hat Interesse daran, sich die angenehme Atmosphäre im Haus durch solche Menschen vergiften zu lassen. Momentan herrscht allgemeine Fassungslosigkeit bis Verängstigung im Haus.

    Hat jemand von Euch Ideen oder Erfahrungen mit ähnlichen Situationen, wie man den Einzug eines solchen Menschen noch verhindern kann? Oder wie man diesen Typ schnellstmöglich wieder los wird? Kann sich die Hausgemeinschaft geschlossen gegen neue Mieter wehren? Ich schreibe hier im Namen mehrerer meiner Nachbarn. Wir haben uns mit einigen schon zusammen getan.

    Vielen Dank Euch und liebe Grüße
    Biggy

  • angenehme Atmosphäre im Haus durch solche Menschen vergiften zu lassen

    Dabei seid ihr es selbst, die gerade Gift versprühen. Ja, seht es von dieser Seite. Ihr kennt den Menschen doch überhaupt nicht, ihr beurteilt, nein verurteilt ihn nur allein aufgrund seines Äußeren. Ihr habt überhaupt keine Ahnung, ob von diesem Menschen eine Gefahr ausgeht oder es im Herzen ein lieber netter Kerl ist. Das ist nicht fair. Ihr würdet auch nicht aufgrund irgend welcher äußerer Umstände abgestempelt werden wollen. Seid freundlich zu ihm, denn die Art der Energie, die man ausstrahlt, kommt meistens auch zurück. Ihm mit Mißmut zu begegnen vereist die Stimmung, aber im Gegensatz ein Lächeln bewirkt Wunder.

    Ihr habt keine andere Wahl, als es so zu sehen, denn den Einzug könnt ihr nicht verhindern. Nachbarn haben kein Mitspracherecht, wer ins Haus einzieht. Das entscheidet allein der Vermieter. Aber ihr habt die Wahl, ob ihr euch die gute Stimmung im Haus durch Vorbehalte eigenhändig kaputt macht. Jemand von außen kann das nicht, das geht allein von eurer eigenen Einstellung aus. Betrachtet es bitte mal aus dieser Perspektive.

  • Warum diese Vor-Verurteilung - er hat doch noch gar nichts negatives getan oder gesagt!?!

    Wenn die Hausgemeinschaft tatsächlich so offen und tolerant ist, wie Du das darstellst, dann könnt Ihr doch mal auf ihn zugehen und schauen, was das für ein Mensch ist.

    Diskriminierung nur wegen dem Aussehen ist jedenfalls weder moralisch noch rechtlich in Ordnung. (Und sich im Voraus gegen seinen Einzug wehren ist auch nicht möglich.)

    Übrigens gibt es sowohl rechts- als auch linksradikale Skinheads - und die kann man als Laie kaum unterscheiden.

  • Hi Fruggel,

    danke für die Antwort. Ich sehe das allerdings ein bisschen differenzierter. Hat so ein Mensch nicht schon durch sein mikroaggressives Auftreten durch reine Anwesenheit die Atmosphäre vergiftet? Das ist ja nicht so, dass er nichts für sein Erscheinungsbild kann, das ist bewusste und gewollte Provokation. Ganz ehrlich möchte ich mit jemandem, der Naziklamotten trägt, weder sprechen und schon gar nicht freundlich sein oder ihn anlächeln. Mir bleibt einfach die Spucke weg wenn ich solche Leute sehe. Und ich habe das Gefühl, dass ihm das gefällt wenn alle anderen ihm ausweichen und Angst haben. Genau auf diesem Wege wollen wir uns auch nochmal an den Vermieter wenden, dass wir hier kleine Kinder und ausländische Bewohner*innen haben, die sich Sorgen machen. Und die machen sich gerade ohnehin schon genug Sorgen über das, was aktuell in Deutschland abgeht.

  • dass wir hier kleine Kinder

    Die Kinder tun mir leid, denn sie lernen somit nun, dass alle Menschen mit Tatoos schlechte böse Menschen sind. Tolle Werte, die ihr den Kindern da unbewusst mit auf den Lebensweg gebt. Die Weichen für Angststörungen sind gestellt.

    ihm das gefällt wenn alle anderen ihm ausweichen und Angst haben

    Nein. Es ist die Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen, denn in der Kindheit bekam er sicherlich keine. Sich so zu geben ist nicht eine Modeerscheinung, sondern hat einen tieferen psychologischen Grund. Man kann einen Menschen nicht beurteilen, ohne mehr zu wissen oder sprichwörtlich in seinen Schuhen gegangen zu sein.

    Hat so ein Mensch nicht schon durch sein mikroaggressives Auftreten durch reine Anwesenheit die Atmosphäre vergiftet?

    Es ist eine Frage, ob man das Gift an und in sich heran lässt. Das hat man selbst in der Hand. Ein Imker zeigt auf einen Bienenstich nur deshalb keine Reaktion, weil der Körper das Gift nicht für eine Gefahr hält, die bekämpft werden muss.

  • Müssen wir wirklich erst warten bis etwas passiert ist? Ist die Stimmung der letzten Wochen nicht die, dass "nie wieder jetzt ist"? Wenn mehrere Menschen im Haus Angst haben, dann ist das denke ich schon ein Grund, den der Vermieter nicht ignorieren darf. Wenn die Typen, die beim Kisten schleppen gestern geholfen haben, in Zukunft regelmäßig bei uns im Haus zu Besuch sind, na dann gute Nacht ...

  • Wenn mehrere Menschen im Haus Angst haben, dann ist das denke ich schon ein Grund, den der Vermieter nicht ignorieren darf.

    Doch, darf er, muss er sogar, denn es gibt absolut nichts bisher, was diese Angst rational begründen würde. Das kann ein ganz normaler, freundlicher Mensch sein wie alle anderen auch. Selbst wenn er Ausländer vielleicht nicht mag, dann ist das zu akzeptieren, Stichwort Meinungsfreiheit. Jeder darf glücklicherweise in Deutschland selbst entscheiden, was er trägt und welche Meinung er vertritt, solange er damit niemanden anderen (objektiv!!!) einschränkt, gefährdet usw. Auch eine rechte Gesinnung ist nicht verboten.

    Euch allen bleibt es unbenommen, aus dem Haus auszuziehen, das ist euer gutes Recht. Es ist jedoch nicht euer Recht, zu entscheiden, wer ins Haus einzieht, welche Meinung er vertritt, welche Kleidung er trägt oder welchen Besuch er empfängt, das geht euch absolut nichts an und, bis auf das erste, auch nicht den Vermieter.

  • Wenn mehrere Menschen im Haus Angst haben, dann ist das denke ich schon ein Grund, den der Vermieter nicht ignorieren darf

    Das ist eben der ganz falsche Gedanke und die nicht erfüllbare Hoffnung, die ihr habt. Aber ich darf euch völlig ohne jeden Zweifel sagen, dass ein Vermieter eure Sorgen sehr wohl ignorieren darf. Natürlich könnt ihr mit dem Vermieter über eure Sorgen reden, selbstverständlich. Aber das dürft ihr nicht mit der Erwartung tun, dass der Vermieter darauf eingehen muss. Ihr habt keine rechtliche Möglichkeit, den Mietvertrag mit diesem neuen Nachbarn zu verhindern.

    Aus diesem Grund versuche ich ja mit Engelszungen euch die Augen zu öffnen, dass man die Dinge auch unter einer anderen Perspektive betrachten kann und anders heran gehen kann. Man kann den Nachbarn wie einen Menschen betrachten anstatt wie einen Skinhead, und das kann Wunder bewirken.

    Erst wenn es zu Ruhestörung oder irgend welchen anderen Dingen kommt sieht es anders aus. Aber man muss nicht mit Gedanken schon herauf beschwören, dass es dazu kommen wird, sondern es angstfrei und ganz neutral einfach abwarten.

  • Hallo!

    Der mietrechtliche Aspekt wurde hier schon geschrieben. Aber

    vielleicht noch Informationen und Anmerkungen zum Thema.


    Nachdem wir gestern gesehen haben, dass er mit zwei weiteren Skinheads Kisten und Möbel in die Wohnung trägt, haben wir uns beim Hausverwalter erkundigt und erfahren, dass genau dieser Mensch hier einziehen wird zum nächsten Monatswechsel.

    Ist sicher, dass der anwesende Mieter und anmietende Mieter

    identisch sind? Hat die Hausverwaltung das überprüft? In

    der rechtsradikalen Szene kommt es vor, dass ein seriöser

    Mietinteressent eine Wohnung anmietet, nicht selber einzieht,

    sondern die Wohnung seinem Klientel überlässt.

    Kann sich die Hausgemeinschaft geschlossen gegen neue Mieter wehren?

    Mietrechtlich in dieser Phase keine Chance, aber die Identität des einziehenden Mieters sollte von der Hausverwaltung geprüft werden.

    Und ich habe das Gefühl, dass ihm das gefällt wenn alle anderen ihm ausweichen und Angst haben.

    Kann subjektiv sein, kann aber auch gewollt sein. Das kann man

    so nicht beurteilen. Ein Mensch, der Angst hat empfindet vieles

    intensiver.

    Wenn mehrere Menschen im Haus Angst haben,

    Ist das nicht gut und es helfen vielleicht Informationen.

    Aber ist Thor-Steinar nicht ganz klar eine rechte Modemarke?

    Ja, aber nicht nur! Da hier enorme Ängste bestehen, helfen

    oft Hintergrundinformationen und mit der restlichen

    Hausgemeinschaft die Lage besprechen.

    Rechtsextremismus - Woran erkenne ich Rechtsextreme?

    Bausteine der Prävention von Rechtsextremismus und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der beruflichen Bildung Nr. 6 Eine - Handreichung für Demokratie und Vielfalt

    Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen

    Rechtsextremismus - Umgang mit Rechtsextremismus

    Vielleicht hilft es die Angst etwas in den Griff zu bekommen.

    Gruß



  • Hallo,

    vielen Dank für die hilfreichen Informationen und dass Du auf mehr als nur den rein rechtlichen Aspekt eingegangen bist. Rein rechtlich können wir nichts ausrichten, das haben wir inzwischen begriffen. Wir haben jetzt vor der Hausverwaltung unsere Bedenken nochmal geschlossen vorzutragen, mehr können wir nicht machen. Dass dieser Typ der offizielle Mieter ist haben wir bislang nicht in Frage gestellt, weil wir ja schon einmal nachgefragt hatten und uns bestätigt wurde, dass der einzieht. Das heißt der Hausverwalter muss ihn ja kennen.

    Ich bin gespannt wie das wird.

  • Hallo!

    Dass dieser Typ der offizielle Mieter ist haben wir bislang nicht in Frage gestellt, weil wir ja schon einmal nachgefragt hatten und uns bestätigt wurde, dass der einzieht. Das heißt der Hausverwalter muss ihn ja kennen.

    Genau das in Frage stellen und um Überprüfung bitten!

    Wir haben jetzt vor der Hausverwaltung unsere Bedenken nochmal geschlossen vorzutragen,

    Es sollte um eine Datenprüfung des Anmietenden der Wohnung und

    dem jetzigen Mieter gebeten werden. Hier Zweifel äußern, ob das

    ein und dieselbe Person waren.

    Besser wäre ein unangemeldeter Besuch durch einen Vertreter der Hausverwaltung beim Mieter im Haus, um sich den Personalausweis

    des Mieters zeigen zu lassen. Mehr kann man nicht machen!

    Gruß



  • Guten Abend,

    nach unserem Gespräch mit der Hausverwaltung wollte ich hier noch den Nachtrag liefern, auch wenn er noch ernüchternder ist als befürchtet. Der neue Mieter ist identisch mit dem im Mietvertrag, hat darüber hinaus auch noch einen stundenweisen Arbeitsvertrag mit der Hausverwaltung und wird in Zukunft Hausmeistertätigkeiten bei uns im Haus und im Nachbarhaus sowie im Garten hinter beiden Häusern übernehmen. Ob die Vergabe der Wohnung an den Hausmeisterjob gekoppelt war, weiß ich nicht.

    Der Drops ist wohl gelutscht und laut Büro der Hausverwaltung "sollen wir uns doch lieber gut mit dem stellen, wer weiß was wo als nächstes nachts zu reparieren ist". Hurra ... bin gespannt wann wir den das erste mal in der Wohnung haben, z.B. wenn die Heizungszähler und Rauchmelder getauscht werden oder die Heizkörper entlüftet werden müssen.

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